FACTSHEET | Medikamente und Umweltschutz
Wie werden Medikamente richtig entsorgt?
Die Entsorgung von Medikamenten sollte durch gewissenhafte Verordnung so gering wie möglich gehalten werden. Die Entsorgung ist über den Hausmüll erlaubt und unproblematisch, da der Müll in der Regel verbrannt wird. Medikamente sollten nicht über Waschbecken oder die Toilette entsorgt werden, da sie so ins Wasser und in die Umwelt gelangen.
Problematisch für Umwelt und Gewässer: Diclofenac-haltige Gels und Salben
Diclofenac ist ein Arzneimittelwirkstoff mit entzündungshemmender, schmerzlindernder und fiebersenkender Eigenschaft, welcher als Gel, Injektionen, Tabletten oder Tropfen vorliegt.
Der Nachteil: Diclofenac kann aus dem Abwasser nicht herausgefiltert werden und reichert sich in Gewässern und darin lebenden Organismen an. Es schädigt bei Vögeln die Nieren und bei Fischen Leber, Nieren und Kiemen. Nachdem Diclofenac in den 1990iger Jahren in Indien zur Behandlung von Rindern zugelassen wurde, kam es zu einem massenhaften Geiersterben, weil die Vögel Kadaver von mit Diclofenac behandelten Weidetieren gefressen hatten. Alle Geierarten in Indien wurden daraufhin fast ausgerottet.
Hinzu kommt, dass Diclofenac-Gel schlecht über die Haut aufgenommen wird und spätestens beim ersten Waschen 94-99% des Mittels direkt ins Abwasser gelangt. Über das Leitungswasser nehmen wir Menschen es ebenfalls wieder in unseren Körper auf.
Das Umweltbundesamt rät daher von der Verwendung Diclofenac-haltiger Gels zur äußeren Schmerzbehandlung ab.
Pflanzliche Alternativen wie z. B. Beinwell haben eine vergleichbare medizinische Wirkung und sind für Tiere und Menschen unbedenklich.
Was ist das Problem mit Dosieraerosolen?
Die Verwendung von Dosieraerosolen zur Behandlung von Lungenerkrankungen ist sehr schädlich fürs Klima. Das in Dosieraerosolen häufig verwendete FKW Norfluran hat ein etwa 1.300-fach erhöhtes Treibhauspotential im Vergleich zu CO2 und eine Verweildauer von 13,4 Jahren in der Atmosphäre. Eine umweltfreundlichere Alternative stellen Pulverinhalatoren dar, die - soweit möglich - bevorzugt eingesetzt werden sollten. Hier finden Sie die DEGAM-Leitlinie zur Klimabewussten Verordnung von inhalativen Arzneimitteln.
modifiziert nach der AG Nachhaltigkeit in der Dermatologie von Dr. Susanne Filfil und Dr. Stephanie Haberger
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